Vereinsgeschichte

Nach den unheilvollen Auswirkungen des ersten Weltkrieges waren auch in Prottes sportbegeisterte junge Männer von diesem Spiel mit dem Fußball fasziniert. Der Kontakt zu diesem neuen Spiel wurde in der Großstadt Wien geknüpft, wo man bereits seit einigen Jahren dem nicht ganz runden Leder nachjagte.

Da diese Männer bald erkannt hatten, dass eine Gemeinschaft sowie eine sinnvolle Freizeitgestaltung für die Jugend in dieser unruhigen Zeit von besonderer Bedeutung waren, kam es bereits einige Jahre vorher zu dem Versuch, dieses Spiel nach Prottes zu bringen. Nun nahmen diese Gedanken im Verlauf des Jahres 1922 konkrete Formen an, so dass es im Herbst dieses Jahres zur Gründung des Fußballvereines Prottes kam.

Wie aus einem noch erhaltenen Bild zu ersehen ist, waren alle Schichten der Bevölkerung ohne Unterschied des Standes an dieser Gründung beteiligt. Als Gründungsobmann wurde im Herbst 1922 Anton KOLM gewählt, dem unter anderem folgende Männer als Gründungsmitglieder zur Seite standen :

ZILLINGER Franz, JURANEK Josef, HOF Franz, LUCKNER Rudolf, WABECK Anton,

DEMMER Friedrich, Gastwirt EICHINGER,  BRAUN Franz, SCHMIED Franz u. a.

Aus einem bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf noch aufliegenden Protokoll ist zu entnehmen, dass die Vereinsgründung unter der Zahl ZVB 2846 aus dem Jahre 1923 genehmigt wurde. Die Klubfarben waren blau-weiß. Die erste Mannschaft bestand aus folgenden Spielern :

RAPP Karl, WOHLMUTH Ernst, THALLER Josef, LUCKNER Leopold, BRAUN Lorenz,  EICHINGER Leopold, WABECK Anton, CINK Otto, KANDLER Leopold

Die Fußballbegeisterung muss in dieser Zeit besonders groß gewesen sein, denn wie man aus dem Munde heute noch lebender Akteure hört, wurde die gesamte Freizeit und auch der zu dieser Zeit karge Schilling in den Verein investiert. Auf einer Hutweide an der Ebenthalerstraße wurde unter persönlichem Einsatz dieser jungen Männer mit Pferd und Wagen der Bauern ein Spielfeld geschaffen. Der Spielbetrieb bestand aus gegenseitigen Vereinbarungen mit den Nachbarorten, wobei die Hin- und Rückfahrt per Bahn oder Rad erfolgte. Nicht selten kam es vor, dass in den Spielpausen in die nahe gelegenen Keller gegangen wurde, um ein Gläschen zur Stärkung zu trinken.

Herr LACHINGER Josef, Gründungsmitglied, erzählt, dass er und seine Freunde Mutterkorn gesammelt hatten und aus diesem Erlös den ersten Fußball gekauft haben. Dass natürlich die Straßenschuhe gleichzeitig auch als Fußballschuhe verwendet wurden, war zu dieser Zeit selbstverständlich.

Die Sportutensilien waren im Gasthaus EICHINGER untergebracht, wo auch die Umkleidung der eigenen und der Gastmannschaft erfolgte. Von hier aus ging es dann zum Spiel auf den Sportplatz.

Der Betrieb dieses Vereines wurde 1928 eingestellt. Im Jahr 1929 versuchten junge Lehrer, den Verein auf neue Beine zu stellen. Wie man aus den damaligen Vereinsstatuten ersehen kann, wurde auf die Erziehung der Jugend besonderer Wert gelegt. Der damals noch junge Obmann, Hofrat Dr. GARTNER, war gerade auf Grund seiner Ausbildung prädestiniert, diesem Verein als Vorstand und Spieler vorzustehen. Ihm zur Seite standen Funktionäre wie Hans EICHINGER, Josef JURANEK, Franz SCHMID, Oberschulrat Josef BINDER, Johann MÜLLER, Alexander DEMMER und der spätere Präsident Georg GUNSAM. Die Spieler aus dieser Zeit waren :

EMMINGER Franz, DEMMER Johann, STARINGER Richard, SCHARMITZER, GARTNER Johann, MAYRHOFER, SETIK Franz, SCHMEHLER, BRUNNER Ernst, BRAUN Franz - der auch die Sektionsleiterstelle inne hatte.

Wie aus den Statuten des Vereines ersichtlich, waren unter ,,§ 1 Name und Zweck des SC Vorwärts" wie folgt umschrieben: "Der Verein nennt sich Sportklub Vorwärts Prottes und hat seinen Sitz in Prottes bei Gänserndorf a. d. Nordbahn. Sein Zweck ist Kräftigung der Körperpflege, des Fußballspieles und der Geselligkeit und Aufführung von Theaterstücken." Daraus ist zu ersehen, dass die Finanzierung des Vereines im wesentlichen durch Theateraufführung erfolgte. Unterstützung fand der Verein auch durch das Gasthaus EICHINGER.

Da es auch manche lustige Episoden aus dieser Zeit zu erzählen gibt, möchten wir einige festhalten, z.B. verbirgt sich hinter dem Namen "Sindelar" ein Johann MÜLLER, "Gschweidl" ein DEMMER Leopold, "Rastelli" ein EMINGER Franz und "Krucka" ein BRAUN Franz.

Da bei einem Wettspiel dem Ball öfter die Luft ausging, wurde das Spiel längere Zeit unterbrochen, der Ball gepickt und dann das Spiel wieder fortgesetzt.

Prottes war zu dieser Zeit auch international tätig, da einige Spiele auch im slowakischen Ungerraigen ausgetragen wurden.

Der zweite Weltkrieg brachte dann das langsame Erliegen des Spielbetriebes bis zur völligen Einstellung im Jahre 1944. Nach Abklingen der Kriegswirren des 2. Weltkrieges und der allmählichen Rückkehr aus der Gefangenschaft schritt man auch in Prottes zur Neugründung des Sportvereines. Um Obmann Franz RIECKER scharten sich junge Männer und Burschen, die an diesem Spiel mit dem Fußball Gefallen fanden. Aus der Vorkriegszeit waren noch Dressen vorhanden, die den Krieg im Vereinslokal überdauert hatten. Ein Fußball wurde mit Lebensmittel eingetauscht. So konnte am 30. Juli 1946 der SC Prottes mit nachstehendem Ausschuss bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf angemeldet werden :

Obmann Franz RIECKER

Obmannstellvertreter Michael GERINGER

Sektionsleiter Josef SCHWAMMEL

Sektionsleiter-Stellvertreter Leopold DEMMER

Schriftführer Johann POLLAK

Schriftführer-Stellvertreter Franz KRENN

Kassier Johann WIELAND

Kassier-Stellvertreter Ludwig POLLAK

Nach Einebnen der Geschützstellungen auf dem Spielfeld wurde das erste Spiel gegen Weikendorf mit folgender Aufstellung bestritten:

Tor: Leopold DEMMER, Verteidigung: Franz SCHAAL, Ernst LINDBICHLER; Mittelfeld: Leopold DEMMER, Leopold PITSCH und FIEBER, und im Sturm: GERINGER Michael, SCHMID Georg, THALLER Hans. SCHMID Hans, HELMER Gregor. Nach Anmeldung beim Niederösterreichischen Fußballverband wurde der Meisterschaftsbetrieb in der 2. Klasse aufgenommen.

Mit Traktor und LKW ging es zu den Auswärtsspielen. Diese Fahrten verliefen nicht immer gefahrlos, da es hin und wieder mit den Besatzungssoldaten zu Konflikten kam. Bei einem dieser Meisterschaftsspiele in Neusiedl wurden unsere Anhänger von Besatzungssoldaten reglerecht mit Watschen traktiert- Diese Schwierigkeiten konnten aber den sportlichen Elan und den steten Aufbau unseres Vereines nicht hindern. So wurde 1950 die erste Kabine gebaut und 1952 der Spielbetrieb mit einer Jugendmannschaft aufgenommen. Aus dieser Jugendmannschaft, die von Karl HOF betreut wurde, gingen namhafte Spieler wie RIECKER, ARTNER, PRENNER und DEMMER hervor.

Ein besonderes Ereignis im Jahr 1956 war das Ablösespiel von Rapid-Wien für Franz RIECKER.

Einen Meilenstein in der Vereinsgeschichte stellt die Zusammenführung des SC Prottes mit der ÖMV AG am 29. November 1957 dar. Weitblickende Männer stellten bei der Generalversammlung am 20. Februar 1958 die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Vereinsgeschehens. Der Name wurde auf SC ÖMV-Prottes geändert, die Klubfarben blieben schwarz-rot. Durch die finanzielle Unterstützung der ÖMV-AG und der Marktgemeinde Prottes konnte nun jene so erfolgreiche Periode unserer Vereinsgeschichte einsetzen, die bis zum Aufstieg in die Landesliga führte.

Folgende Funktionäre standen 1958 dem Klub vor:

Obmann Franz WABECK

Obmann-Stellvertreter Johann GOTTSCHLICH

Sektionsleiter Johann JURANEK

Sektionsleiter-Stellvertreter Josef THALLER

Schriftführer Gregor HELMER

Schriftführer-Stellvertreter Karl HOF

Kassier Rudolf PATEK

Kassier-Stellvertreter Georg ARTNER

Beisitzer: Franz EMINGER, Johann WAGNER, Josef HELMER, Franz KOCH

Ordnerobmann Alexander DEMMER

Ordnerobmann-Stellvertreter Franz GRÜNWALD

Jugendleiter Andreas PAPP und Johann BERGER

In der späteren Folge übernahm Walter MÜLLER die Kassierstelle und war im besonderen für den Kontakt zum ÖMV-Betrieb bemüht. Unter dem Trainer FRUHMANN wurde nun jener Spielerkader geschaffen, der die Meisterschaft der 2. Klasse Nordost gewann.

1960 wurde zur ersten Erweiterung des Spielfeldes geschritten. In vielen Arbeitsstunden und unter persönlichem Einsatz von Funktionären und Spielern entstand eine saubere Sportanlage. Eine Lichtanlage wurde installiert, um das Training besser gestalten zu können. Sportlich stellten sich auch die Erfolge ein. So konnte 1960 der Meistertitel, der Fairneßwettbewerb und der Erdölpokal gewonnen werden.

Nach dem Aufstieg war das Jahr 1961/62 nicht besonders erfolgreich. Erst der Meisterschaftsdurchgang 1962/63 brachte uns unter dem Trainer Franz RIECKER den Meistertitel und den Aufstieg in die Unterliga.

Namen wie MÖTZ, DUBISAR, DANIS, LUCKNER I und LUCKNER II, RIECKER, ZISCHEK, STEINBÜGL, PAPP, SCHWAMMEL und WABECK gaben der Mannschaft das Gepräge.

Tausend begeisterte Zuschauer waren auf unserer Sportanlage keine Seltenheit.

Zu dieser Entwicklung hatte Schriftführer Gregor HELMER und Trainer Franz RIECKER nicht unwesentlich beigetragen. Unter ihrer Führung erreichte diese ehrgeizige Mannschaft im Spieljahr 1965/66 den Meistertitel in der Unterliga Nordnordwest, und damit den Aufstieg in die höchste niederösterreichische Spielklasse. Hochstimmung herrschte in Prottes. Aus nah und fern kamen die Zuschauer, um den SC OMV Prottes spielen zu sehen. Neue Spieler kamen zur Mannschaft, wie HEUCHL, UWIRA, THOMANN, JUDT, SLIVOVSKY und ZACSEK. Das erste Jahr in der Landesliga begann ein bisschen holprig. Im Frühjahr aber zeigte Prottes bereits die Zähne. Das Spieljahr wurde mit dem Klassenerhalt und 25 Punkten abgeschlossen. Im Spieljahr 1967/68 steuerten wir dem Höhepunkt unserer Vereinsgeschichte zu. Eine technisch perfekte, ehrgeizige Mannschaft stand hinter dem Betreuerduo HELMER-UWIRA. In 30 Spielen wurden 32 Punkte erzielt, wobei 12 Siege und 2 Unentschieden erzielt wurden. Das Meisterschaftsspiel SC OMV Prottes : Kremser SC wurde mit 3 : 1 gewonnen und stand mit Tipp 1 am Totowettschein des österreichischen Sport-Totos.

Zu diesem Zeitpunkt wurden von Herrn Obersekretär Karl STRADNER die ersten Pläne hinsichtlich des Baues der Sporthalle geschmiedet. Im Sommer des Jahres 1968 wurde mit dem Neubau des Klubhauses begonnen.

In vielen freiwilligen Arbeitsstunden und mit finanzieller Unterstützung der Marktgemeinde Prottes, der OMV-AG und des Sport-Totos konnte der Rohbau in kurzer Zeit errichtet werden. Reklameflächen wurden an Firmen vermietet. Das Spieljahr 1968/69 begann mit einem Spielrausch unserer Mannschaft. Nach einigen Spielen konnte die Tabellenspitze in der Niederösterreichischen Landesliga erreicht und lange Zeit gehalten werden. Es gab in der Presse gute Kritiken und unsere Mannschaft sorgte für eine Schlagzeile nach der anderen. Abgeschlossen wurde das Spieljahr mit 30 Punkten.

Im darauffolgenden Spieljahr 1969/70 konnten die Erfolge aus den Vorjahren nicht mehr gehalten werden. Verletzungsbedingte Ausfälle und ein andauerndes Formtief bescherten uns den Abstieg in die Unterliga. Das Punktekonto von 20 Punkten reichte nicht, um die Klassenzugehörigkeit erhalten zu können. Die Jahre nach der Landesliga waren gekennzeichnet durch eine ständige Mittelfeldposition, wobei erst gegen Ende der Siebzigerjahre ein neuer Aufschwung erreicht werden konnte. Zu Beginn der Siebzigerjahre wurde auch die Groß-Sporthalle in Betrieb genommen. Durch Veranstaltungen in der Groß-Sporthalle, wie Maskenbälle und Tanzparties, konnte die finanzielle Situation des Klubs abgesichert werden. Die Groß-Sporthalle Prottes war eine der ersten Sporthallen, in der Hallenfußball gespielt wurde. Durch die Hallenfußballturniere konnten neue sportliche Impulse geschaffen und der Bekanntheitsgrad der Marktgemeinde Prottes und des Vereines auf ganz Österreich ausgedehnt werden.

1979/80 hatten wir wieder jenes Können erreicht, um neuerlich nach der Meisterwürde zu greifen. Eine ganz neue junge Mannschaft unter Sektionsleiter RIECKER und Spielertrainer DOSCHEK hatten den Meistertitel und den Aufstieg in die Oberliga geschaffen.

Die Anstrengungen in der Oberliga unter Trainer SCHARTLMÜLLER waren wahrscheinlich für unseren Verein und unseren kleinen Ort aber doch zu groß, so dass in den Jahren 1982/82 ein steter spielerischer Abbau eintrat und mit dem Abstieg in die Unterliga endete.

Nach der Spielsaison 1991/92 stiegen wir von der Unterliga in die Oberliga auf, in der wir uns bis zur Spielsaison 1996/97 halten konnten. Im Sommer 97 stiegen wir dann ab in die 1. Klasse.

In den Jahren 1993 bis 1996 wurde das Klubhaus erbaut, fast ausschließlich durch Mithilfe der Funktionäre und freiwilligen Helfern.

In der Spielsaison 2003/04 wurden wir Meister in der 1. Klasse Nord und stiegen in die Gebietsliga Nord/Nordwest auf. Seit diesem Erfolg spielen wir erfolgreich in der Gebietsliga. In der Saison 2011/12 verpassten wir unter Trainer SCHALKHAMMER mit 61 Punkten den Meistertitel und wurden 2. hinter Leopoldsdorf/M.

Meistertitel

Meistertitel
1957/58 2. Klasse Nordost
1959/60 Gruppe Nordost
1962/63 Bezirksklasse Nordost
1965/66 Unterliga Nord Nordost
1979/80 Unterlige Nord Nordost
1991/92 Unterliga Nord Nordost
2003/04 1. Klasse Nord